Umweltbewusstsein in Filmen und Serien: Sollen Carrie Bradshaw, James Bond & Co. künftig nachhaltig handeln? | Zündfunke | Bayern 2 | Radio | BR.de

2021-11-26 06:47:28 By : Ms. Elise Chen

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Markenzeichen Carrie Bradshaw: Gut gekleideter, Zigarette, Coffee-to-go-Becher. Die Initiative "Habits Of Waste" will, dass solche Charakterdarstellungen künftig nicht mehr gezeigt werden. Denn Filmfiguren, die Plastik- und Pappbecher verwenden, würden umweltschädliches Verhalten fördern. Wird es im Film also bald nur noch nachhaltige Protagonisten geben?

Audrey Hepburn, die sehnsüchtig vor Tiffany und Co. steht, hält einen Pappbecher voll heißem Kaffee in der Hand. Oder Sandra Bullock, die mit acht Starbucks-Pappbechern ins Büro fährt – solche Filmszenen gehören auf den Müllhaufen der Filmgeschichte. Das meint zumindest Sheila Morovati. Sie gründete „Habits of Waste“ und kämpft derzeit in Los Angeles dafür, dass Drehbuchautorinnen ihren Charakteren künftig weniger Plastik in die Hände geben. Sie fordert: „Hollywood muss sich mehr anstrengen! Tatsache ist, dass Medien unser Verhalten beeinflussen. Wenn wir diese Einwegprodukte vom Bildschirm entfernen, denormalisieren wir sie – ähnlich wie beim Rauchen: Die Leute rauchen jetzt viel weniger, da sie weniger im Fernsehen zu sehen sind. Filmemacher wollen die Gesellschaft imitieren, aber was wir sagen, ist, dass die Gesellschaft die Handlung im Film nachahmt. "

Sheila will ein „New Normal“ schaffen, bei dem Mehrwegbecher Standard sind und auf Plastik verzichtet wird. Dürfen Filmemacher jetzt nur noch Charaktere erfinden, die selbstreflexiv und umweltbewusst durch den Alltag gehen? Auch für Sheila gibt es eine Zwischenlösung: „Der Charakter muss kein grüner Hippie sein, nur weil er einen Mehrweg dabei hat. Das Essen des Salats ohne Plastikgabel ändert den Charaktereindruck nicht wirklich. Sicher, in New York durch die Blocks zu laufen, wie in 'Sex and the City', das ist vielleicht ein Teil des Charakters. Was wir aber sagen ist: Es können Anpassungen vorgenommen werden, die die Charaktere der Protagonisten in keiner Weise beeinflussen. "

Auch wenn nicht alle Charaktere zu grünen Hippies werden, würde ein Fokus auf nachhaltiges Handeln der Protagonisten nicht dennoch eine Einschränkung der Filmemacher in ihrer künstlerischen Freiheit bedeuten? Richard Reiniger, Filmautor und Dozent an der Hamburg Media School, sagt nein: „Wir haben einmal eine Plastiktüte in einem einzigen Film verwendet und damit ein Opfer erstickt. Dafür sind Plastiktüten okay, als Waffen und als Dreck, aber für nichts anderes“, sagte Reitinger. „Für uns zum Beispiel: Niemand raucht, fertig. Genug. Und niemand hat eine Plastiktüte und niemand hat einen Plastikbecher. Sie können es sich leicht selbst geben. „Richard Reitinger arbeitet nur mit einem grünen Drehpass, einem Leitfaden für umweltfreundliches Filmen. Wie Sheila Morovati glaubt er, dass der Film die Realität beeinflusst. Deshalb verzichtet er auf schädliche Konsumgüter wie Zigaretten oder Plastikbecher.

Und selbst die rücksichtslosesten Schurken und gemeinsten Antagonisten sollten nicht mehr mit der Müllabfuhr gezeigt werden, sagt Reitinger. Er würde nicht einmal Pappbecher oder Plastiktüten in die Hände eines Donald Trump geben. Abfall sollte beseitigt werden, aus Hollywood und aus dem Fernsehen.

Wenn sich selbst der Filmexperte dafür ausspricht, dass Film und Serien künftig zensiert werden – keine Müllverschwendung mehr für mehr Nachhaltigkeit –, dann scheint das Filmgeschäft seriös. Aber nimmt diese neue Strategie nicht auch manchen Charakteren den Charme? Mit „Sex and the City“ begeistert Carrie Bradshaw gerade deshalb, weil sie raucht, trinkt und ihr Geld für teure Fast Fashion spart. Zudem würden nur bestimmte Personen in der Gesellschaft abgebildet: Jede Hauptfigur müsste dann mindestens so gebildet oder finanziell unabhängig sein, dass für sie eine alltagstaugliche Nachhaltigkeit möglich wäre. Und das wäre ziemlich langweilig.

Wie weit geht diese Bildungsmaßnahme? Hätte Meryl Streep also in „The Devil Wears Prada“ auf ihren Pelz verzichten sollen und wird James Bond in Zukunft und aus nachhaltigen Gründen auf einen Sportwagen verzichten müssen? Für Reitinger kein Problem: „Wenn Bond öffentlich fahren würde, wäre ich als Autor dabei. Ich bewundere James Bond für seine eigenen körperlichen Fähigkeiten und nicht, wenn er aufs Bremspedal tritt. Wie günstig. "

Wenn sich die Initiative „Habits Of Waste“ durchsetzt und mehr Filmemacher denken wie Richard Reitinger, dann könnte in den Bond-Abenteuern der Zukunft nicht nur der Hauptdarsteller ein anderer sein. Und „Sex and the City“-Fans könnten angesichts des frisch verdrehten Revivals zum ersten Mal eine neue Frage stellen. Nämlich nicht mehr, ob die Serie ohne Samantha Jones auskommt, sondern: Wer ist diese Carrie Bradshaw, die bei Humana und Oxfam ohne Hintern und mit Re-Usable Cup einkauft?

Teil des Prozesses Morcheeba (Playlist)

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